Jürgen Böhms Heimatseiten

Auf den Seiten der Lisp User Association findet sich auch eine Übersicht über die derzeit erhältlichen Lisp-Systeme.

Einige davon sind freie Software, andere werden nur kommerziell vertrieben und sind in der Regel nicht ganz billig. Eine dritte Kategorie bilden kommerzielle Systeme, für die kostenlose Trial-Versionen existieren, deren Funktionsumfang nicht übermässig eingeschränkt ist.

Freie Systeme

CMUCL

Das wichtigste und technisch am meisten entwickelte freie System ist das CMUCL, das Carnegie Mellon University Common Lisp, das man z.B auf den Seiten von www.cons.org/cmucl finden kann.

CMUCL hat, laut Berichten im Internet, besonders in der Compiler-Technologie einen gewissen Vorsprung und ist bestimmt die erste Wahl unter den freien Systemen. Es fehlt allerdings eine integrierte Entwicklungsumgebung, wie sie viele kommerzielle Systeme anbieten.

GCL

Das Gnu Common Lisp ist mittlerweile wohl ebenfalls ziemlich ausgereift, vielleicht sogar dem CMUCL überlegen, was sich auch an der Tatsache ablesen läßt, daß es als Basis für die Implementation der beiden bedeutenden Computeralgebrasysteme Axiom und Maxima (das frühere Macsyma) benutzt wird. Allerdings ist auch hier keine Entwicklungsumgebung vorhanden.

CLISP

Ein solides System, teilweise nach meiner Erfahrung kompatibler zum Standard als es GCL ist. Keine Entwicklungsumgebung, kompiliert in einen Zwischencode, der dann interpretiert wird. Nützlich für kleinere Tests auf der Kommandozeile und auch durch die Fähigkeit Lisp-Code gleichsam als Skript auzuführen.

Trial-Versionen kommerzieller Systeme

Allegro Common Lisp

Die Firma Franz Inc. bietet auf ihrer Website - neben ihren Produkten - eine Reihe kostenloser Lisp-Resourcen an. Das von Franz Inc. entwickelte und vertriebene Lisp, das Allegro Common Lisp (früher Franz Lisp), scheint eine gewisse Vormachtstellung unter den kommerziellen Lisp-Implementationen zu geniessen.

Es ist für Windows (9x, ME, NT, 2000) und viele Unices (auch Linux 2.x) erhältlich, eine Trial-Version hat begrenzte Laufzeit (30 Tage normal, 6 Monate maximal) und beschränkte Heap-Grösse.

LispWorks

LispWorks wurde früher von Xanalys vertrieben, die Firma hat aber offenbar das System abgegeben. Heute wird LispWorks von dem gleichnamigen Distributor Lispworks angeboten, der nach wie vor eine ganze Reihe von Lisp-Systemen für unterschiedliche Plattformen und mit verschiedenen Add-ons entwickelt und vertreibt. Wer an einer kostenlosen Version interessiert ist, macht hier - meiner Meinung nach - den besten Griff:

LispWorks Personal Edition darf unbegrenzt lange genutzt werden, allerdings nicht länger als 6 Stunden ohne Unterbrechung, auch die Heap-Grösse unterliegt einer Beschränkung gegenüber der Vollversion. Für den Einsteiger ist es ein sehr geeignetes System, denn es enthält eine komplette Lisp-Entwicklungsumgebung mit angepasstem Editor, Klassenbrowser, GUI-Debugger, Profiler, "Inspector", und einem unfassenden integrierten Hypertext-Hilfesystem.

Das System ist, seitdem ich es zuletzt benutzt habe, noch anwenderfreundlicher geworden, der Editor verfügt jetzt über ein sehr ansprechendes Syntax-Highlighting, viele kleine Buttons zieren neu hinzugekommene Toolbar-Leisten an den Oberseiten der Fenster - Kleinigkeiten könnte man sagen, aber das System ist jetzt visuell einfach viel ansprechender, so daß man selbst die eigentümliche hellblaue Farbgebung aller Fenster nicht mehr ändern möchte (wie ich es früher mit einer Überarbeitung des Lispworks Files in app-defaults gemacht habe. Dort kann man auch den default-Font ändern, der ist nämlich nach wie vor ziemlich unbrauchbar. Wer dazu weitere Tips braucht: Mir einfach mailen !)

Bedauerlich ist nur, dass Xanalys das CLIM-Package für die Personal Edition nicht freigegeben hat - so kann der neugierige Einsteiger lediglich anhand der mitgelieferten Online-Dokumentation einen Blick in diese Welt der "höheren GUI Programmierung" werfen.