Jürgen Böhms Heimatseiten - Texte - Philosophie

Alles existiert, was denkmöglich ist !

Verkündung Rechtfertigung

 

 

Verkündung

Alles existiert, was denkmöglich ist ! Grösste Verheissung und grösstes Erschrecken in einem. Wenn alles existiert, was denkmöglich ist, dann gibt es überabzählbar unendlich viele Paradieswelten unvorstellbarer Seligkeit, genauso wie Universen mit Abermilliarden Galaxien ewiger Höllenqualen, unermessliche und ewig währende kosmische Schreckensreiche und Feenwelten in den inneren Hüllen subatomarer Partikelchen.

Aber auch wenn alles existiert, was denkmöglich ist, kann nicht schlechthin alles existieren, denn denkmöglich kann nur das logisch Widerspruchsfreie sein. Sonst scheint es aber keine Grenzen zu geben.

Es ist also unmöglich, dass etwas gleichzeitig rot und grün, warm und kalt, oben oder unten ist, ebenso, dass 2 Dinge und 3 Dinge zusammengelegt zu etwas anderem als 5 Dingen werden. Also Mathematik !

Was als mathematisches Objekt konstruierbar ist hat Existenz, die Konstruktion innerhalb der Mathematik beginnt bei $\mbox{Ens}$ der Kategorie der Mengen. Was aber sind die Elemente, die in den Mengen enthalten sind ? Am Anfang existiert nur eine einzige Menge, die leere Menge, $0$. Doch schon ${0}$ ist von ihr verschieden, ${0,{0}}$ wieder etwas anderes, so baut man N, Q, R, C, die Zahlkörper, Gruppen, Vektorräume, Mannigfaltigkeiten und Schemata.

Um Buch zu führen über den Zustand der Welt wie wir sie kennen, also ihre zeitliche Entwicklung zu beschreiben, oder sie als ganzes - sozusagen von Ewigkeit zu Ewigkeit - zu erfassen, reichen schon wenige Objekte aus dem Repertoire der Mathematik aus, Mannigfaltigkeiten mit Faserbündeln bei Einstein, heute Modulräume, spezielle Hierarchien von Kategorien. Die jeweils am besten passende Form wird sich weiterentwickeln, aber die Wirklichkeit, als Bedingung der Möglichkeit und Veranlassung von Wahrnehmung geht - vom göttlichen Standpunkt jedenfalls - immer in der Mathematik auf.

Doch es bleibt ein Rest: Die Inhalte des Bewusstseins selbst, Farben, Klänge, Gerüche, Tastempfindungen, darüber Gefühle, Gedanken, Ideen. Rot, der Klang einer Trompete, das Gefühl, die Ecke eines Würfels zu ertasten, Sehnsucht nach der verlorenen Heimat, der Begriff Freiheit... Für die Empfindungen hat die Physik eine mathematische Beschreibung der Umstände geliefert, unter denen sie unweigerlich und (obwohl das nicht generell beweisbar ist) in immer gleicher Art auftreten.

Die Situation in der die Empfindung ''Rot'' auftritt wird durch die Theorie der elektromagnetischen Wellen, eine spektrale Verteilung, eine Theorie subatomarer Partikel, chemischer Reaktion und eine mit diesen Begriffen erstellte Beschreibung eines normalen menschlichen Körpers, auf mathematisch exakte Weise beschrieben.

Dass aber dabei ''Rot'' empfunden wird, und nicht etwa ''Grün'', das ''hat Gott so festgelegt''. Und er hätte sich wohl auch anders entscheiden können.

So sind also die Geistesinhalte immer ausserhalb mathematischer Erfassung, eigentlich ist die Annahme der Existenz aller mathematischen Objekte also der auf die Spitze getriebene Materialismus, denn selbst wenn ein mathematisches Objekt existiert, so muss es noch lange nicht beseelt sein, wie der Mensch es ist.

Es gibt also zwei Reiche, die einander gegenüberstehen, das Reich der Dinge, das durch die Mathematik erfasst wird, und das Reich der Geistesinhalte, der ''Qualia'', der ''Gefühle'', ''Gedanken'', ''Ideen''.

Das Reich der Materie kann dabei nicht das primäre sein, denn die Verbindung zwischen Geistesdingen und materiellen Dingen ist ja beliebig, und nur im anschauenden Geist gewinnt die Materie Leben.

Begibt man sich auf diesen Pfaden auf die Suche nach Gott, so findet man ihn als den ''Urquell der Idee'', die ''Wurzel des Seins und zugleich seinen ganzen Baum'', die ''lebendige Seele des (unerschaffenen?) ewigen Alls''.

Dunkelheit und Licht sind nicht gegeneinander austauschbar, Gott sprach ''es werde Licht'', also war am Anfang Dunkelheit und aus der Dunkelheit scheint auch unsere Seele zu entstehen und im Dunkel und Zwielicht verlieren sich unsere frühesten bewussten Erinnerungen.

Braucht Gott den Schlaf ? Wenn Gott schläft, wer wacht dann über die Welt ?

Griechische Götter töten einer den anderen im Schlaf, so wird Saturn Herr über Uranus und Jupiter Herr über Saturn. Wenn Jupiter aber schläft, so braucht er keinen Mörder zu fürchten, denn zu seiner Zeit sind endlich die Götter zu Menschen geworden, nachdem sie die schrecklichen Schöpferwesen des urersten Anfangs zerstückelt und aus ihrem Leib Erde und Welt, die Heimat der Menschen gebaut haben.

Christlich ist das aber nicht, denn der allumfassende, ewige, grenzenlose und alle Namen tragende Gott enthält ja in sich alles - aber welches alles ?

Alles was denkmöglich ist ? Oder kann Gott entscheiden, welchem denkmöglichen er Existenz verleiht ? Existenz, der zentrale Begriff in Gottes ''Weltplanungsabteilung'' ?

Wer Gott in die Karten sehen will, mag sich an die Bibel halten. Sie sagt der Mensch ist das ''Ebenbild Gottes'', sein Geist gleicht Seinem Geist im Wesen. Vor allem aber ist der Geist des Menschen endlich, sehr endlich, sehr klein, wenn man ihn wirklich auf die Probe stellt. Nicht einmal 15 Ziffern kann ein Mensch korrekt nachsprechen, wenn man sie ihm nacheinander vorspricht, keine zwei Sinfonien gleichzeitig mit wirklicher Anteilnahmen hören, und auch nicht auf einen Blick erkennen, das 57 Erbsen auf dem Tisch liegen. Gott hingegegen: Er hört alle Gedanken der Menschen, beobachtet alle Dinge im Himmel und auf der Erde, kein Grashalm kann geknickt werden, ohne dass es ihm entgeht, manche sagen sogar: ohne dass es sein Wille ist... aber da kommen wir schon in anders schwierige Tiefen.

Es macht also keine Mühe, sich einen Gott vorzustellen, der ein viel, sehr viel grösserer Mensch ist, aber kann man auch noch die nächste Wand niederreissen, die auf dem Weg zur Göttlichkeit liegt ? Das ist nämlich die Grenze, das Ausserhalb. Das menschliche Bewusstsein besitzt ein inneres ausserhalb, das Unbewusste, auf dessen Tiefen es segelt wie ein Boot auf dem Ozean und aus dessen Tiefen hilfreich den Weg weisende Delphine auftauchen können, genau so wie furchterregende Leviathane. Wenn Gottes Geist so ist wie der Geist des Menschen, so besässe auch er eine solche unheimliche Tiefe, auch er ''könnte tun was er will, aber nicht wollen was er will''.

Denken wir uns also diesen dunklen Ozean hinweg, oder stellen wir uns vor, dass er so klar sei, dass das himmlische Licht noch in seine tiefsten Tiefen fällt und dass nicht ein Segler, klein und zerbrechlich dem Wind und den Unbilden des Himmels ausgeliefert in ungewisser Reise diesen Ozean zu befahren ohne sein Wollen auf Kurs gesetzt sei, sondern dass jetzt der Himmel selbst und sein Licht an die Stelle des Seglers treten, und der Ozean nun, wechselnder Spiegel himmlischen Lichts sich mit dem Himmel zur Einheit verbindet....so weit kann menschlicher Geist den göttlichen vielleicht ahnend erschauen.

 

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